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Das touristische Großprojekt „Center Parcs“ spaltet derzeit die Einheimischen in hoffnungsvolle Befürworter, aber auch in skeptische Gegner. Das Projekt kann aber zusammenbringen. Bewiesen wird dies durch eine gemeinsame Sitzung der Fraktionen aus dem Landkreis Roth, dem Landkreis Weißenburg Gunzenhausen, dem Bezirkstag Mittelfranken, der Stadt Spalt und der Gemeinde Röttenbach. Die Kommunalpolitikerinnen und -politiker der FREIEN WÄHLER trafen sich - corona konform - um die geplante Ferienanlage von verschiedenen Seiten zu beleuchten.
Unter der gemeinsamen Leitung der FW-Fraktionssprecher Thomas Schneider (Röttenbach) für den Landkreis Roth und Josef Miehling (Pleinfeld) für den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, ging es kontrovers zur Sache.
Zum Einstieg in die Diskussion, referierte Josef Miehling über einen investigativen Besuch in Leutkirch, dem jüngsten Center Parcs-Projekt in Deutschland. Ganz bewusst habe er jeden Kontakt zu Center Parcs-Vertretern vermieden. Mit örtlichen Kommunalpolitikern aus der FW-Familie habe er sich über die tatsächlichen Auswirkungen ausgetauscht. Seine anfangs vorhandene kritische Haltung habe sich in eine durchaus positive Grundhaltung verändert. Die Leutkircher attestierten Center Parcs, dass alle Versprechungen eingehalten worden seien.
Der Park habe viele positive Auswirkungen auf die Region. Auch außerhalb des Parks würden die Übernachtungszahlen steigen, denn eine nicht unerhebliche Anzahl von Gästen würden die relativ teure Übernachtung im Park sparen und außerhalb Quartier beziehen, dann aber die Freizeitangebote des touristischen Großprojektes nutzen. Besonders erfreulich sei, dass nur 20 % der Fläche des ehemaligen Muna-Geländes genutzt werden würde. Der Rest bleibe der Natur erhalten.
Nach dieser Einführung ging es dann aber schon deutlich kritischer zur Sache. Die Weißenburger Kreisrätin Ulrike Alt kritisierte scharf, dass die Kommunalpolitik bei der Entscheidung völlig außen vor blieb. Es kann nicht sein, so die Pleinfelder Rechtsanwältin, dass die Kreisräte völlig ahnungslos gehalten werden, wenn es um ein mögliches Zugriffsrecht des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen auf das MUNA-Gelände gehe. Der Altlandrat (WUG) habe undemokratisch und inakzeptabel den gesamten Kreistag (WUG) außen vorgelassen. Diese Vorgehensweise erschwere eine ergebnisoffene und wohlwollende Auseinandersetzung mit dem Ansiedlungsvorhaben von Center Parcs schwer.
FW-MdL und Kreisrat Wolfgang Hauber schloss sich der grundsätzlichen Kritik zwar an, betonte aber vor allem die Chance für den Tourismus, die die Ansiedlung bringen würde. Dem schloss sich Bezirksrat und Bürgermeister Hanns Henninger (Flachslanden) an. Betrachte man den Tourismus im Seenland – bereinigt um die diesjährigen Corona-Effekte – so sehe es nicht mehr so prickelnd aus. Es fehlten massiv Gästebetten. Wolfgang Hauber (MdL) betonte, dass es keinen eigenen Strandabschnitt für Center Parcs gäbe und keine Naturschutzflächen geopfert werden würden. Ein Teil des Muna-Geländes entlang des Uferweges solle zudem zum Ausbau des Radweges abgetreten werden.
Der stellvertretende Rother Landrat Walter Schnell hätte sich lieber eine Entwicklung mit kleineren und regionalen Tourismusprojekten gewünscht. Vor allem, weil bisher jede Anfrage nach Entwicklungspotential im Zweckverband Brombachsee mit der Aussage beantwortet wurde, das MUNA-Gelände stehe nicht zur Verfügung. Michael Breit, FW-Stadtrat aus Spalt brachte den Arbeitsmarkt ins Gespräch. Schon jetzt fehlten viele Fachkräfte in der Gastronomie. Center Parcs würde hier nochmals die Lage verschärfen. Hier berichtete Miehling, dass das Unternehmen vor allem aus weiteren Umkreisen neue Arbeitskräfte anwerben wolle. Ulrike Alt (Pleinfeld) outete sich als kritischer Geist. „Center Parcs will eine eigene Trinkwasserversorgung und Personal von außen“ - nehmen wir das alles diskussionslos hin, fragte die langjährige Kommunalpolitikerin?
Stefan Bauer (Gunzenhausen) betonte die touristischen Chancen. Klar sehe auch er, dass das Verfahren der Vergabe sehr unbefriedigend verlaufen sei. Aber Tourismus sei ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und der brauche dringen neue Impulse, für die Center Parcs sorgen könnte, so der Gunzenhauser Hotelier. Dieser Meinung schloss sich Hans Henninger an.
Allersbergs Bürgermeister Daniel Horndasch brachte eigene Erfahrungen mit ein. Häufig fehle es an der Kenntnis, wie gesetzlich normierte Verfahren ablaufen würden. Raumordnung, Flächennutzungsplanung und Bebauungsplan böten gesetzlich geregelte Mitspracherechte. Er appellierte, wieder mehr Vertrauen in diese bewährten Verfahren zu haben und sich nicht schon vor Kenntnis aller Fakten auf ein begeistertes Ja oder ein verteufelndes Nein festzulegen.
Röttenbachs Bürgermeister Thomas Schneider schloss die Sitzung und fasste zusammen: Die Kosten der Dekontamination des Geländes seien sehr hoch. Ob eine Mehrheit im Kreistag dafür die Hände heben würde, erscheint fraglich. Im MUNA-Gelände liegen gefährliche Stoffe die unbedingt entfernt werden müssen. „Ein so großes Projekt muss auf breite Zustimmung stoßen und die erhalte man eben nur in einer offenen politischen Debatte“, erklärte Schneider. Die an schönen Sommermonaten (coronabedingt) vorgefundene extrem hohe Auslastung des Sees würde er nicht als Maß heranziehen wollen, denn er erinnere sich auch noch an Zeiten, in denen zwei verregnete Sommer zu einem massiven Rückgang der Besucherzahlen und zu großem Wehklagen der vom Tourismus abhängigen Betriebe führten. Es werde auf jeden Fall spannend und auch der Landkreis Roth werde das weitere Verfahren – wenn auch als Zaungast – aufmerksam verfolgen.